Babys schreien
Zahlreiche Babys schreien viel und das kann durchaus eine Gefahr für die Entwicklung der Eltern-Kind-Beziehung darstellen, etwa wenn sich die Eltern abgelehnt fühlen, an ihrer Kompetenz zweifeln, oder wenn das unablässige Schreien die Eltern unter immensen Stress bringt.

Schreien kann verschiedene Ursachen haben.

Babys schreien aus Schmerzen, aufgrund unangemessener Behandlung, auch bei Belastung/Depression der Eltern (als „stellvertretender Hilferuf“) oder aufgrund eigener unverarbeiteter traumatischer Erfahrungen. 

Elisabeth Kurth hat für Kinder die wegen Ihres momentanen Zustands im Hier und Jetzt protestieren bzw. schimpfen, den Begriff „Schimpfkind“ geprägt. (Schimpfgründe können z. B. sein: Alleinsein, Trennungsangst, Hunger, Durst, volle Windel, Überwärmung, Kälte)

Kinder wollen keine Schmerzen haben, wollen Ihrem Alter entsprechend behandelt werden, sie wollen, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden und es ihren Eltern möglichst gut geht.
Liegt die Ursache für das Schreien jedoch auf der psychischen Ebene des Kindes, können die Eltern noch so gut sein, sich alle Mühe geben – Ihr Kind schreit trotzdem. Oft liegt auch eine Mischung von Gründen vor, dann ist überall etwas zu tun.

Medizinische Gründe (ärztlich abzuklären!) sind z.B. Krankheit, Schmerzen, oder das KISS-Syndrom – bereits im Säuglingsalter behandelt, verschwindet KiSS oft schon nach 2-3 Sitzungen; später könnten 2-3 Behandlungen im Abstand von 6-12 Wochen nötig sein (Webtipp: www.kiss-info.de, Buchtipp: „KiSS KIDDS vom Spezialisten in diesem Gebiet, Dr. med. Robby Sacher).
KISS-Kinder können - behandelt und unbehandelt - getragen werden!
Anzeichen für eine kopfgelenk-induzierte Symmetriestörung können z.B. sein: eine deutliche Lieblingsseite, asymmetrische Schädelform, in C-Form liegen, Schwierigkeiten beim gleichzeitigen Trinken, Schlucken und Atmen, oder auch Überstreckung nach hinten.

Kinder brauchen unbedingt verlässliche elterliche Nähe. Je kleiner sie sind, desto mehr wünschen sie sich eine feinfühlige Behandlung und die prompte Stillung ihrer Bedürfnisse.
Wenn sie dies nicht haben, schreien die meisten.
Ein Baby kann man im ersten Lebensjahr mit Liebe und Nähe nicht verwöhnen, im Gegenteil, wenn seine Grundbedürfnisse sofort und angemessen erfüllt werden, kann es sich zu einem lebensbejahenden, selbständigen und intelligenten Kind mit hoher sozialer Kompetenz entwickeln.

Tag und Nacht für die Bedürfnisse eines Menschen zu sorgen, ist nicht einfach und kann die Eltern an emotionale und körperliche Grenzen führen.
Auch selbst zu schlafen, während der Säugling schläft und sich klar zu machen, dass niemand perfekt ist, hilft, die Situation zu entschärfen. Und in den Wachphasen, in denen Babys ihre neue und aufregende Umgebung entdecken wollen? Dann sind sie umhüllt von einem weichen Stück Stoff, dicht an der warmen Haut von Mama oder Papa (später auch von Oma, Opa, Onkel, Tante, Bruder, Schwester...) und überall mit dabei – das heißt
es, ein Kind ins Leben zu tragen.
Wer sein Kind trägt, verwöhnt es also nicht, sondern tut, was für den Erhalt und die gesunde Entwicklung des Nachwuchses von der Natur vorgesehen wurde: bestmögliche Rundum-Versorgung, Schutz vor Gefahren und den Widrigkeiten des Lebens – die Grundlage für tiefes Vertrauen und gegenseitigen Respekt.

Belastungen
Kinder reagieren besonders sensibel auf Stress in ihrem Umfeld. Bei Depressionen und psychischer Belastung
der Eltern ist es ganz wichtig, dass diese sich möglichst schnell behandeln lassen und Stress abbauen - und in
diesem Fall ggf. erst danach, wenn sie selbst weniger belastet sind, ihr Baby tragen.

Tipp zum Stressabbau:
Nehmen Sie sich bewusst jeden Tag Zeit (15 Minunten, in denen Sie nicht gestört werden, am besten wenn Ihr Kind schläft) und „beobachten“ Sie Ihren Atem. Setzen oder legen Sie sich bequem hin und atmen Sie durch die Nase tief bis in den Bauch ein und langsam und vollständig (auch durch die Nase) wieder aus. Schicken Sie gedanklich beim Einatmen frischen Sauerstoff in alle Körperregionen und atmen Sie alles Verbrauchte aus.


Bei Schreikindern, die scheinbar grundlos schreien und bei denen die liebevollsten Bemühungen nicht helfen, geht es nicht darum, dass etwas an der momentanen Situation nicht passt, sondern es kann ein traumatisches Erlebnis des Kindes dahinterstehen: aus der Schwangerschaft, von der Geburt oder auch aus der Zeit danach.

Mit ca. 2-3 Monaten erleben Babys einen Reifesprung und können dann mit allem besser umgehen. Daher verlieren viele als traumatisch erlebte Ereignisse ganz von selbst in dieser Zeit ihren Schrecken. Tragen ist bei Schreikindern immer eine große Hilfe und wichtig! Ihr Baby braucht Ihre Nähe! Anstatt zu sagen „Bitte mein liebes Kind, hör doch endlich auf zu schreien, ich tu doch alles für dich“, sollten Sie dasWeinen als Stressabbaumethode und als Informationsquelle betrachtenund versuchen, Ihrem Baby zuzuhören: wie fühlt es sich, wenn es so weint, wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie so weinen müssten? Was könnte es erlebt haben, was es „loswerden“ will? Hat es z.B. die Geburt als beängstigend empfunden...?
– Hören Sie ihrem Baby ganz bewusst beim Schreien zu. Versuchen Sie zu verstehen, was Ihr Baby loswerden will und nicht anders als durch Schreien ausdrücken kann. Lassen Sie es sich„ausweinen“, bis es alles „gesagt“ hat. Wichtig ist dabei der Körperkontakt! Es kann sein, dass ein einziges Mal richtig zuhören schon genügt, damit sich Ihr Baby verstanden fühlt und mit dem Erlebten (besser) umgehen kann.

Das Kapitel „Schreien“ basiert auf beeindruckenden Vorträgen mit vielen Fallbeispielen und Videos von Elisabeth Kurth, einer Spezialistin.

 

Mutterinstinkt

Beobachten Sie Ihr Kind und seine Entwicklung aufmerksam. Jedes Kind ist einzigartig und sehr individuell. Niemand kennt Ihr Kind so gut wie Sie, daher können genau Sie seine Bedürfnisse optimal einschätzen und erfüllen!
Tun Sie das, was Sie tun, mit Überzeugung – Ihr Kind wird Ihre Authentizität spüren und sich immer sicher und geborgen fühlen. Dies ist viel wichtiger, als immer alles 100 % „richtig“ zu machen!

Tipps von Freunden und erfahrenen Eltern
...können hilfreich sein, aber lassen Sie sich nicht von den zig (sich oft widersprechenden!) Rat“schlägen“ erschlagen. Was für den einen gut ist, muss für den anderen nicht richtig sein. „Die eine Wahrheit“ gibt es nicht. Lassen Sie sich nicht verunsichern, sondern picken Sie sich aus den vielen Informationen und Ratgebern einfach das heraus, was für Sie stimmig ist. Sie werden Ihren eigenen Weg für Ihre Familie finden.
Im Schatzkästchen „Mutterinstinkt“, das sich in einem zauberhaften Moment nach der Geburt öffnet – bitte bewahren Sie sich etwas von der mütterlichen Weisheit dieses Augenblicks und haben Sie Selbstvertrauen! -, steckt auch das Wissen, dass winzig kleine Menschen, die erst wenige Wochen oder Monate alt sind, die Nähe eines anderen Menschen brauchen – und zwar 24 Stunden am Tag! Bis auf das Tasten, das Riechen und Schmecken sind die Sinne Ihres Babys noch nicht voll ausgereift. Informationen, wie „Mama ist direkt nebenan!“ kann ein Baby weder verarbeiten noch verstehen. Es muss fühlen und spüren, dass jemand da ist.
Auch die Mutter (und der Vater) brauchen die Nähe ihres Kindes. „Bonding“ ist der moderne Begriff dafür. Er bezeichnet ein wechselseitiges Erleben tiefer Verbundenheit.
Intuitiv wissen wir, dass unser Kind auf unsere Nähe angewiesen ist.
Wird ein Baby vom Beginn seines Lebens an getragen, darf es neben Liebe, Geborgenheit und Sicherheit auch zahlreiche andere Erfahrungen sammeln: Sehen und Hören werden durch die überblickende Trageposition positiv beeinflusst, umhüllt vom Geruch des Tragenden (auf Parfum sollte möglichst verzichtet werden) lernt der Säugling, sich und seinen Körper an die Bewegungen anzupassen – Körperempfinden und Gleichgewichtssinn werden geschult.


Hände frei für Hausarbeit.
Das ist der Vorteil des Tragens, der überall gern und an vorderster Stelle angeführt wird. Viel wichtiger ist jedoch: Wer sein Kind trägt, lernt schnell die verschiedensten Signale und Laute zu deuten: Hunger, große und kleine Ausscheidungen, Liebesbedürfnis, Kommunikationswunsch, die verschiedenen Anzeichen für Müdigkeit oder den Wunsch nach Ruhe und Geborgenheit. Selbst Verdauungsprobleme und Blähungen können durch das Tragen verbessert bzw. vermieden werden.

 

 

 

Lesetipps:
„Kinaesthetics Infant Handling“ (Lenny Maietta, Frank Hatch);
„Zehn kleine Krabbelfinger: Spiel und Spaß mit unseren Kleinsten“ (Marianne Austermann und Gesa Wohlleben);
„Kinder verstehen. Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt“ (Herbert Renz-Polster“);
„Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ (Jean Liedloff);
„Ein Baby will getragen sein“ (Evelin Kirkilionis);
„Warum Babys weinen“ (Aletha J. Solter);
Sämtliche Bücher von Jesper Juul;
„Das Stillbuch“ (Hannah Lothrop);
„Ein Kind wächst auf: Das Handbuch für die ersten sechs Lebensjahre“ (Thomas Berry Brazelton)

 

 

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